Der größte Teil der heutigen Gemarkung Eisenbach, die Fluren der beiden Wüstungen Frondorf und Wilhelmshain und von Hofhausen, gehörten nicht zur Gemeinschaft Eisenbach. Er stand unter anderer Landeshoheit. Dieser Bereich war bei der Teilung der Grafschaft Diez in der Hand der Grafen von Diez geblieben. Nach dem Tod des Grafen Gerhard von Diez (+ 1386) und seines Schwiegersohnes Graf Adolf von Nassau-Diez (+ 1420) teilte er die Geschicke der Grafschaft Diez und von Amt und Gericht Camberg unter mehreren Mitherren, Nassau-Dillenburg, Eppstein, Katzenelnbogen, Hessen und Kurtrier, von denen seit 1557 nur noch Kurtrier bis 1803 und Nassau-Dillenburg, zuletzt Nassau-Oranien bis 1806 die Gemeinschaft Camberg und damit die Landeshoheit in diesen Teilen der Gemarkung Eisenbach besaßen.
Frondorf (Vrondorp, Fronendorf) lag etwa 2 km nordostwärts von Eisenbach auf der Ostseite des Eisenbaches nach dem Frondorfer Born zu, wie es die Karte von 1698 deutlich zeigt. Emicho von Leiningen, der Erbe der Konradiner in Limburg, schenkte 1089 dem Stift Limburg sein Gut in Frondorf. Die Grafen von Diez lösten 1277 einen Geldzins ans Kloster Eberbach von Hof und Gütern in Frondorf ab, wo sie 1289 Erbgut dem Stift Diez schenkten. Kuno von Reifenberg hatte 1405 in Frondorf 3 Huben, mit jeweils etwa 30 Morgen Land, von den Herren von Eppstein zu Lehen, auf zwei dieser Huben verzichtete 1459 sein Neffe Walter von Reifenberg. Das Kloster Gnadenthal erwarb hier 1347 Güter, es hatte davon noch 1380/81 Korn- und Haferzinsen. Auch die Franziskaner in Limburg hatten hier im 15. Jahrhundert Einkünfte.
Anteile am Zehnten hatten die Adligen von Nassau, die zuletzt auf der Sporkenburg bei Bad Ems saßen, 1408 und noch 1564, die von Reifenberg 1446 und 1488 und die Rode von Weilburg 1429 und noch 1548, dann seit 1631 insgesamt die von Wachenheim. Der Zehnte war Lehen von den Grafen von Nassau-Saarbrücken. Er stammte ebenso wie deren Besitz in Camberg aus dem Erbe der Herren von Merenberg und vorher der Konradiner. Er lässt alten Zusammenhang mit Camberg in der Karolingerzeit erkennen. Einkünfte vom Zehntanteil der Rode waren an Bürger in Camberg verpfändet und standen 1476 und 1548 einem dort in der Pfarrkirche gestifteten Altar zu. Von Nassau-Dillenburg wegen Diez hatte die Rödel von Reifenberg, dann 1504 bis 1622 die Köth von Wahnscheid 3 Mark jährlich zu Frondorf zu Lehen, die zuletzt jedoch nicht mehr beizubringen waren.
Frondorf war 1380/81 noch bewohnt, jedoch 1534 und sicher auch 1454 schon wüst, als die von Eisenbach bereits die Weide in Frondorf nutzten. Emmerich Klüppel von Elkerhausen und die von Walderdorff zu Altweilnau verleihen 1529 der Gemeinde Eisenbach für 9 Albus jährlich Hecke und Wald, die „Burgkhölle“ bei Frondorf an der Grenze nach Haintchen zu. Die herrschaftliche Wiese zu Frondorf 1778 wurde 1814 verkauft. Von Frondorf nannte sich eine niederadlige Familie, die von 1285 bis 1421 vorkommt und 1455 ausgestorben war. Diese Familie von Frondorf, die auch in Eisenbach, Hahnstätten, in der Wüstung Velden bei Münster, in Idstein und Walsdorf Güter und Einkünfte hatte, führte 1356, 1419 und 1420 einen Schwan im Wappen.
Wilhelmshain (Wilmanneshagen, Willemanneshagen, Wilmanshan, Wilhelms Hein), die umhegte Siedlung des Williman war als – hagen – ort eine um 1000 entstandene Ausbausiedlung. Das kleine Dorf, 1558 hielt man es nur für einen Hof in „Frondorffer Terminei“, lag, wie es die Karte von 1698 zeigt, in der Gemarkung Münster, nahe dem südlichsten Wasserbehälter von Münster.
Bischof Heinrich von Worms schenkte 1194 mit dem Gut Münster hier den Zehnten dem Kloster Arnstein an der Lahn, dem der Trierer Erzbischof dies 1197 bestätigte. Später gehörte ein Teil des Zehnten, wie zu Eisenbach, den Adligen von Nassau 1405 und noch 1521, dann 1769 als späten Erben den von Hohenfeld und der Pfarrei Eisenbach. Gnadenthal erwarb hier 1347 Güter.
Die Gemeinde Eisenbach hatte schon 1454 die Weide, 1464 und 1479 dazu eine Wiese und die Waldweide zur Eckernmast ihrer Schweine zu Frondorf von der Kellerei Camberg, auch 1538, gepachtet. Dorthin hatte sie 1558 6 Weidhämmel und 10 Gulden Pacht von Frondorf und Wilhelmshain zu liefern. Die Gemeinde Eisenbach pachtete 1584 und erneut 1593 von Kurtrier und Nassau-Dillenburg vor allem zum Viehtrieb die Gemarkungen Frondorf und Wilhelmshain, die unter dem Namen Grafschaft zum Amt Camberg der Grafschaft Diez gehörten.
Erben der Einwohner von Wilhelmshain saßen 1548 in Münster und in Eisenbach. Um Weidgang und Nutzung der Fluren von Wilhelmshain war 1548 und 1558 immer wieder Streit mit Münster, so auch 1698 als Eisenbach 3/5 und Münster 2/5 nutzten, bis dieser erst 1717 durch Teilung des Geländes beigelegt wurde. Bei diesem Streit entstand 1698 die Karte der Grafschaft.
Der Frondorfer oder Herrenwald gehörte 1593, 1645 und 1732 Kurtrier und Nassau-Diez gemeinsam. Der Weidgang darin war 1630 der Gemeinde Eisenbach verpachtet. Die Gemeinde Eisenbach kaufte von den Landesherren 1595 den kleinen Wald Struth, das Strutgen und 1603 den Berg darunter. Dieser Wald grenzte 1595 an die Königshecke, deren Name an altes Reichsgut erinnert.
Wegen der Grafschaft gehörte Eisenbach 1548 und 1558 zu Galgen und Rad, zum hohen Gericht, zum Gericht Eisenbach. Es musste dorthin 4 Schöffen und einen Grafschaftsschultheiß frei von einigen Diensten stellen, der nach 1790 zugleich Spießförster war.
Grafschaftsschultheißen:
Johann Schmidt 1590 bis 1619,
Henrich Linck 1621 bis 1635,
Clas Bullmann 1718,
Georg Lamboy 1768 bis 1782,
Georg Sieger 1790 bis 1794.
Zur Grafschaft Diez gehörte auch der Hof Hausen. Hausen war ursprünglich und 1296 ein Filialdorf der Pfarrei Eisenbach, in dem 1296 noch mindestens 7 Familien lebten. Das Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal bei Dauborn hatte 1275 begonnen, allen Besitz dort durch Kauf und Tausch an sich zu bringen. So 1275 eine Hälfte Zehnten, die vorher Lehen von den Herren von Merenburg war, dessen andere Hälfte noch 1578 dem Pfarrer von Eisenbach zustand. Gnadenthal behielt das ehemalige Dorf als Klosterhof über die Reformation bis zu seinem Ende im 30jährigen Krieg. Mit dem Kloster zog Nassau-Diez den verwüsteten Hof ein. Es überließ ihn 1648 zunächst in Pacht, dann 1659 als Lehen dem Kommandanten und Statthalter der Grafschaft Diez Achatius Freiherr von Hohenfeld. Nassau-Diez hatte an seinen Lehnsleuten, den Freiherren von Hohenfeld, wenig Freude. Um die Landeshoheit über den Hof kam es 1771/72 fast zu einem Krieg zwischen Nassau-Oranien und Kurtrier. Nassau-Oranien konnte seinen Anspruch auf alleinige Landeshoheit nicht durchsetzen. Der Hof blieb beim gemeinschaftlichen Amt Camberg. Als der letzte Freiherr von Hohenfeld 1822 starb, konnte der nassauische General von Kruse, ein Enkel eines Fürsten von Nassau-Usingen, den Hof in Besitz nehmen, der ihm schon 1815 als Lehen und 1817 als freies Eigentum versprochen worden war. Er schenkte den Hof dem landwirtschaftlichen Verein für Nassau, der ihn nach seinem Tod 1848 übernahm.
Von Hellmuth Gensicke
(aus dem Heimatbuch 750 Jahre Eisenbach)
Ergänzende Anmerkungen:
Nach General von Kruse ist heute die Straße am Eisenbacher Kindergarten benannt. Etwa dort, wo sich früher Frondorf befand, liegt heute der Hof der Familie Oster. Bislang als Hofgut Wiesengrund bekannt, wird er demnächst in Frondorfer Hof umbenannt. Der Frondorfer Brunnen versorgt heute den Sportplatz in Eisenbach mit Wasser.
Literatur zum Thema:
- „Frondorf: Die Geschichte einer Wüstung in der Gemarkung Eisenbach im Taunus“ (2018), Weil, Bernd
- „Geschichte des Hofes zu Hausen“ (2006), Zabel, Frank
- „Ausgegangene Orte im Raum Camberg. Beitrag zur Wüstungsgeschichte der Gemarkungen Camberg, Dombach, Eisenbach, Münster, Steinfischbach, Walsdorf und Würges“ (1969), Lottermann, Walter