Die Ohlandsburg

Von Dr. Bernd A. Weil

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3 Bruchsteine an der ehemaligen Ohlandsburg - Foto Dr. Bernd Weil (002)

In unserer Heimat gibt es noch Vieles zu entdecken und zu erforschen, jedoch sind einige Sehenswürdigkeiten zwar dem Namen nach noch vielen Menschen gut bekannt, aber im Lauf der Jahrhunderte leider gänzlich verschwunden. Dazu gehört die untergegangene Ohlandsburg, die bis in die sechziger Jahre noch das Ziel zahlreicher Schulwanderungen war. Sie lag auf 380,3 Metern über dem Meeresspiegel, etwa zwei Kilometer nördlich des Bad Camberger Ortsteils Schwickershausen und rund 350 Meter südlich des Hauser Bachs. Vom Waldparkplatz Krämerstein an der Weilstraße (L 3030) bei Schwickershausen ist die in nordwestlicher Richtung gelegene Ohlandsburg in etwa zwanzig Gehminuten durch den Wald bequem zu erreichen.

In Deutschland gab es im Lauf der Jahrhunderte schätzungsweise mindestens 25.000 Burgen. Da es von der Ohlandsburg keine Ruine mehr gibt, spricht man in der Burgenforschung von einer „abgegangenen Burg“ oder von einem „Burgstall“ und meint damit die Stelle der ehemaligen Burg. Die Ohlandsburg taucht in einer historischen Karte des Herzogtums Nassau aus dem Jahr 1819 als „Ahlandsburg“ auf und im Flurnamenverzeichnis von Bad Camberg-Erbach findet sich bis heute die Bezeichnung „Aland-Burg“.

Bei der Ohlandsburg handelte es sich einst um eine sogenannte Höhenburg, da sie auf einer natürlichen Anhöhe errichtet worden war. Die genauen geografischen Koordinaten zum Auffinden der Burg im östlichen Hintertaunus lauten: 50° 19′ 59,09″ N, 8° 18′ 11,74″ O auf 380,3 Metern Höhe über NN. In dem heutigen Hochwald sind die ursprünglichen Wallanlagen der Ohlandsburg kaum noch zu erkennen.

Über Entstehung, Funktion und Niedergang der Burg auf der nach ihr benannten Anhöhe ist nur sehr wenig bekannt. Trotz schwieriger Forschungslage und fehlender archäologischer Grabungen könnte die Ohlandsburg der keltischen Latènezeit zuzuordnen sein. Diese Epoche der jüngeren Eisenzeit reichte von etwa 450 vor Christus bis in die Zeit um Christi Geburt. Die Ohlandsburg könnte mit anderen Ringwallanlagen und Siedlungsplätzen in der Spätlatènezeit im zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus entstanden sein. Zumindest die Art der Anlage, die geografische Lage, die Wallreste und der Grad der Zerstörung sprechen für diese Datierung.

Als die Burg noch existierte, war sie von der Lage her stark angriffsgefährdet. Zu ihrem Schutz war der zweifellos vorhandene Turm nur mit einem sogenannten Abschnittswall versehen. Diese Art der Befestigung umschloss den zu verteidigenden Bereich nicht völlig. Zwei aus Schiefergeröll bestehende flache Wälle, die als Ruinen von Mauern anzusehen sind, können im Gelände noch schwach erkannt werden. Nur etwa einhundert Meter entfernt befindet sich noch heute ein kleiner Steinbruch, aus dem das Material zum Bau der Fliehburg geschlagen worden war. Die nötigen Stämme lieferte der Hochwald, denn die Mauern waren damals im Allgemeinen Holz-Erde-Konstruktionen, weswegen sie auch relativ schnell zerfallen sind.

Reste der Wallanlagen an der Ohlandsburg - Foto Dr. Bernd Weil
Reste der Wallanlagen an der Ohlandsburg – Foto Dr. Bernd Weil

Der Bereich der ehemaligen Wallanlage der Ohlandsburg ist heute ein Bodendenkmal nach dem hessischen Denkmalschutzgesetz. Demzufolge sind Grabungen und ein gezieltes Sammeln von Funden genehmigungspflichtig. Alle etwaigen Funde sind dem Hessischen Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden zu melden.

Literaturangabe:
Dr. Bernd A. Weil: Zeitreise durch Taunus und Westerwald, Norderstedt 2020, S. 117-120

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