Der Hof zu Hausen, General August von Kruse und das nassauische Militär in der napoleonischen Zeit

Von Christian Heinz

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Foto Hof zu Hausen
Hof zu Hausen


Ein beliebtes Fotomotiv ist die kleine Kapelle beim Hof zu Hausen. Ein schöner Spazierweg entlang des Hofes Hausen und der Kapelle für Wanderer aus nah und fern, zu jeder Jahreszeit. Idyllisch eingebettet in die herrliche Landschaft.

Der eine oder andere wird die Geschichte um den Hof Hausen und das Kapellchen schon kennen. Allen anderen seien die folgenden Links empfohlen. Übrigens auch zur Auffrischung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hof_zu_Hausen

https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Kruse

Auch Dr. Bernd Weil hat bereits 2019 einen Artikel über die Geschichte des Hof Hausen verfasst:

Kurze Eckdaten aus beiden Wikipedia-Artikeln:

Das heutige Gebäude wurde 1662 von Achatius von Hohenfeld erbaut und später verputzt.

Ab 1822 war der Hof im Besitz des nassauischen Generalmajors August von Kruse. Er erhielt es in Anerkennung seiner Verdienste in den Befreiungskriegen. Auf dem 58 Hektar großen Gut erprobte er neue Anbaumethoden und führte Viehzuchtversuche durch. Seine Erkenntnisse wurden in Fachpublikationen veröffentlicht.

An Christi Himmelfahrt findet alljährlich eine Prozession der katholischen Kirchengemeinde Eisenbach statt.


Etwa 250 Meter östlich befindet sich an einer alten Wegkreuzung die Grabkapelle von August Freiherr von Kruse († 1848) und seiner Frau Henriette, geb. von Dungern († 1873).

https://de.wikipedia.org/wiki/Herzoglich_Nassauische_Armee

Informationen aus dem Link, die zum Verständnis  im militärischen Kontext zu dem Herzogtum Nassau in der napoleonischen Zeit beitragen:

Mit dem Übergang zur antinapoleonischen Allianz erhielten die Truppen den Befehl zum Frontwechsel. Oberst August von Kruse ging mit dem 2. Regiment am 10. Dezember 1813 bei Bayonne (Frankreich, aber nahe der spanischen Grenze) zu den Engländern über. Es sollte per Schiff über England in die Niederlande verlegt werden. In einem Sturm vor der Insel Texel sanken zwei der Schiffe. 230 Soldaten und Offiziere ertranken.

Insgesamt starben etwa 62 % der in Spanien eingesetzten nassauischen Soldaten während des Feldzuges.

In den Schlachten von Quatre-Bras und Waterloo kämpften die herzoglich-nassauischen Truppen an der Seite der anglo-niederländischen Armee. Insgesamt kämpften 7507 nassauische Soldaten bei Waterloo, von denen 887 ihr Leben verloren. Das Waterloo-Denkmal auf dem Wiesbadener Luisenplatz erinnert an die Gefallenen.

Für die Nassauer die in Spanien ihr Leben ließen wurde kein Denkmal errichtet.
Übrigens: August von Kruse war nachweislich in Wiesbaden, Madrid, London und Paris.

Nassauische Uniformen während dem Spanienfeldzug

Die folgenden Bilder zeigen originale Gewehre und Pistolen aus dieser Zeit. Diese Modelle wurden auch von nassauischen Soldaten im Spanienfeldzug geführt, sowie in der Schlacht bei Waterloo 1815. Im Museum in Diez an der Lahn fotografiert.


Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr darüber erfahren möchte, wie der einfache nassauische Infanterist den Spanienfeldzug erlebte, dem sei das Büchlein „Der Nassauer Johann Biersack.
Sein Leben als Soldat von 1806 bis 1814, herausgegeben von Michael Geisler und Reinhard Münch“.
empfohlen. Er erwähnt namentlich an einen Soldaten aus Hasselbach, der bei einem Schiffsunglück vor der niederländischen Insel Texel ums Leben kam, sowie mehrmals August von Kruse beim Namen. Johann Biersack stammte aus Oberursel-Bommersheim, das damals zum Herzogtum Nassau gehörte.


Ein paar Impressionen:

Eine Postkarte aus dem Jahr 1915 …

…und ein Aquarell eines unbekannten Künstlers von 1957. Nein, der bekannte Künstler Arndt war es nicht!

Als das Foto für die Postkarte entstand, waren noch keine 100 Jahre seit der Übernahme des Hofes durch August von Kruse und etwas mehr als 65 Jahre seit seinem Tod vergangen.

Die wahrscheinlich älteste Karte des Herzogtums Nassau von 1819 – das Original befindet sich im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.

https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/browse/id/3/sn/hkw

Der Hof Hausen ist eingezeichnet. Man beachte, ein Kreuz ist dort eingezeichnet wo heute die Grabkapelle steht. In dem bereits ganz oben verwiesen Artikel von Dr. Bernd Weil, legt dieser dar, dass Baron Ferdinand Josef von Hohenfeld seit 1781 die kleine, etwa 250 Meter talaufwärts vom Hof an der Kreuzung der Wege von Hasselbach, Erbach, Eisenbach und Haintchen („Haintgen“) gelegene Kapelle als letzte Ruhestätte für sich und die Seinen erneuern und verschönern ließ“
https://www.lagis-hessen.de/img/hkw/s3/3_27.jpg

Früher war es üblich, die Grenzen eines Territoriums mit so genannten Grenzsteinen zu markieren. Die folgende Zeichnung stammt aus dem Buch GRENZSTEINE DES RHEIN-MAIN-GEBIETES von Richard Zorn aus dem Jahr 1931.


Beschreibung: Freiherr von Hohenfeld. Auf dem Weg vom Hof Hausen nach Hasselbach im Waldbezirk Suder, zwischen dem Hof Häuserwald und dem Erbacher Gemeindewald. Rückseite mit E B No. 10 = Erbach. Christoph Philipp von Hohenfeld starb 1822 und der Hof Hausen fiel als Lehen an Nassau zurück, dann als Geschenk an General von Kruse.
Grauer Stein: 20 1/2 x 14 x 35 cm

Im Wikipedia-Artikel wird die jährliche Prozession an Christi Himmelfahrt zur Grabkapelle erwähnt. Diese führt seit einigen Jahrzehnten über den Hauser Weg. Früher jedoch, noch in den 1950er und 1960er Jahren und eventuell noch in den 1970er Jahren ging die Prozession am heutigen Sportplatz entlang hinauf in Richtung Wald, in den Wald hinein und dann links den alten Weg in Richtung Hof Hausen, so dass man von Westen nach Osten und nicht wie heute von Norden nach Süden zur Grabkapelle kam. Wie auf dieser Postkarte rot eingezeichnet.

Hat jemand Fotos der Christi Himmelfahrt Prozession am Kapellchen? Wenn ja bitte eine Email an uns!

Die Gruppe „Eisenbach – Einst und Jetzt“ machte 2019 eine Exkursion zum Hof Hausen.

Fotos des Innenhofs.

Wie zu erkennen ist, sind über dem Torbogen die Jahreszahlen 1275, 1662, 1931 und 1985 eingemeißelt. 1275 war die Ersterwähnung des Hof Hausen. 1662 wurde das heutige Gebäude erbaut.  Welche besonderen Ereignisse 1931 und 1985 mit dem Hof Hausen verbunden sind ist dem Verfasser dieses Textes unbekannt. Laut dem Buch „Die Geschichte des Hofes zu Hausen“ von Frank Zabel,  war der Hof samt Wald und Wiesenflächen, Eigentum der Gebrüder Fix 1921 – 1932. Auch schreibt Frank Zabel in dem Buch, dass 1983/1984 die Reithalle gebaut wurde und der Hofe 1986 für  360.000 DM komplett renoviert wurde. Insofern erschließen sich dem Autor dieses Textes die beiden Jahresangaben nicht. 1999 erwarb der Graf zu Plettenberg den Hof Hausen, inklusive den dazugehörigen Wald- und Wiesenflächen. Daher die Jahreszahl 1999 und die beiden  Wappen des Hauses Plettenberg.

Wer Licht ins Dunkeln bringen kann, der  darf sich gerne bei uns melden!

Zu sehen ist eine Farbaufnahme des Hof zu Hausen vor der Renovierung unbekannten Datums. Wahrscheinlich aus den 1970er Jahren oder Anfang bis Mitte der 1980er Jahren. Das erkennt man unschwer an der grau-beige Farbe des Gebäudes.

Im Jahre 1990 wurde die Grabkapelle auf Veranlassung von Frau Martha-Hilde Neumann renoviert und laut einem  Zeitungsbericht vom 01.09.1990 wurde die Renovierung  eben da abgeschlossen.  Ihr gehörte der Hof Hausen zu dieser Zeit.  Kurz nachdem die Renovierung abgeschlossen war starb Frau Neumann. Weswegen eine Platte in den Vorraum angebracht wurde.

Wie dem Eisenbacher Heimatbuch von 1984 zu entnehmen ist, wurde von Kruse ursprünglich in einer Waldkapelle beigesetzt.  Einige Tage später wurde die Tür aufgebrochen, der Sarg ins Gebüsch geschleppt und geöffnet. Die Diebe, die die herausgezerrte Leiche ihrer vielen vermeintlich kostbaren Auszeichnungen beraubten, hatten allerdings nur wertlose Imitationen erbeutet. Die alte Kapelle wurde später abgetragen und auf dem Eisenbacher Friedhof in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut. An der Stelle aber wurde die neue, steinerne Kapelle errichtet, die bis  zum heutigen Tag zu sehen ist.  Auch Freifrau von Kruse wurde nach ihrem Tod neben ihrem Mann beigesetzt. Vermutlich ist seitdem der Hintereingang zugemauert. Die Hintertür der Kapelle ist ein sogenannter Blender. Würde man die Tür öffnen, stünde man vor der gemauerten Wand.

Nach einer mündlich überlieferten Legende sollen sich die Geister der im Spanienfeldzug gefallenen nassauischen Soldaten an von Kruse gerächt haben, weil dieser grausam gewesen sein soll und unter den Soldaten verhasst war. Gerüchten zufolge soll es sich jedoch um zwei Dorfbewohner aus Hasselbach gehandelt haben.  Wenn an den Gerüchten etwas wahr war und ihre Namen in der Bevölkerung bekannt waren, so sind sie heute in Vergessenheit geraten. Zur Legendenbildung mag beigetragen haben, dass die Flur, in der die Grabkapelle steht, „Fegefeuer“ heißt. Allerdings hieß sie schon vor Kruse so und nicht erst, seit er dort bestattet wurde.  Wieso, weshalb, warum Fegefeuer hat Dr. Bernd Weil ebenfalls in seinem Artikel erläutert.

Vielleicht waren diese beiden angeblichen Hasselbächer Leichenschänder unter dem Kommando von Kruse?  Wir wissen es nicht. Es auch ist leider nicht (mehr) bekannt, ob Eisenbacher in der herzoglich-nassauischen Armee am Spanienfeldzug beteiligt waren. Vermutlich war das aber so.

Das letzte Beispiel macht deutlich, wie wichtig es ist, die Geschichte Eisenbachs für die nachfolgenden Generationen festzuhalten.  Auch wenn kleine Details auf den ersten Blick unwichtig erscheinen.


Weitere Mitglieder sind  daher herzlich willkommen! Wir freuen uns immer über Zuwachs!

Abschließend noch  Fotos vom Innenhof Hof Hausen und Uniformen der nassauischen Armee von 1806 bis 1820

Hinweis: Ja, die Gruppe „Einst und Jetzt – Eisenbach“ recherchiert und schreibt ihre Texte selbst. Für diesen kleinen Artikel haben wir jedoch eine Ausnahme gemacht. Außerdem möchten wir darauf hinweisen, dass JEDER bei uns willkommen ist, der sich an der Aufarbeitung der Eisenbacher Geschichte beteiligen will und/oder sein Wissen einbringen möchte!!! Einfach ein Mitglied der Gruppe ansprechen oder eine E-Mail an info@eisenbach-einst-und-jetzt.de schicken.

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