Wilhelm Kühn war der Sohn der Eheleute Jeremias Kühn und Anna Kühn geb. Dorn und ist 1864 in Eisenbach geboren. Er war der einzige Sohn unter neun Geschwistern. Nach Abschluss der Volksschule in Eisenbach erlernte er das Schreinerhandwerk und legte mit gutem Erfolg die Gesellen- und Meisterprüfung ab. Als Schreinermeister bildete er in seinem Betrieb Lehrlinge aus, unter anderem auch seinen Sohn Karl, der nach dem Tode seines Vaters den elterlichen Betrieb übernahm.
Wilhelm Kühn war immer im Ort anwesend und half bei Noteinsätzen stets als erster Mann. So löschte er mit einigen beherzten Männern den großen Scheunenbrand der Familien Johann Zöller und Jakob Schumacher (neben der Kirche). Anschließend gründete er mit Jakob Böcher, Peter Staat, Jakob Brück, Heinrich Erwe, Johann Scharr und vielen anderen die Freiwillige Feuerwehr in Eisenbach.
In seinem Schreinereibetrieb fertigte er, der damaligen Zeit entsprechend, Küchen, Wohn- und Schlafzimmer an, reparierte zerbrochene Fensterscheiben und lieferte auch alle Särge bei Beerdigungen.
Durch seinen Vater, der mehrere Jahre als Feldhüter in Eisenbach tätig war, fühlte er sich mit der Gemeinde verbunden und übernahm die Stelle des Polizeidieners, später war er außerdem noch als Nachtwächter und Fleischbeschauer tätig.
Bei Kaiser Wilhelm II. hat er als Soldat gedient und hat auch als Polizeidiener die Uniform aus dieser Zeit weitergetragen. Er war stolz auf seine Uniform, die er besonders zu Sonn- und Feiertagen und zu festlichen Anlässen auf Hochglanz brachte. Sein Säbel, die Knöpfe am Uniformrock und die Heimspitze glitzerten selbst bei Dunkelheit, so dass man ihn schon von weitem als Polizeidiener erkennen konnte.
In Uniform führte er, von 12 Mann Musik begleitet, die Rekruten nach Camberg zur Musterung und erhielt dafür pro gemustertem Soldat eine Vergütung von 30 Reichspfennig, natürlich mit der Verpflichtung, die Rekruten auch alle wieder gesund und wohlbehalten nach Eisenbach zurückzubringen. Das war nicht immer leicht für ihn.
Wilhelm Kühn war ein geborener Polizeidiener und bei allen Leuten, trotz seiner Strenge in der Ausführung seines schweren Dienstes, beliebt. Er starb 1938 und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde beigesetzt. Wer den Polizeidiener Wilhelm Kühn kannte, hat ihn nicht vergessen.
Von Paul Zöller