Die beiden Weltkriege forderten unzählige Menschenleben. Regierungen jener Zeit schickten ihre (jungen) Landsmänner in den Krieg. Viele kehrten nicht mehr zurück. So erging es auch einigen Eisenbacher Männern, die im Ersten oder Zweiten Weltkrieg gefallen sind oder seither als vermisst gelten. Es handelt sich um 97 Gefallene und 38 Vermisste im Zweiten Weltkrieg, gemäß Eisenbacher Heimatbuch, welche auf den Angaben des Eisenbacher Ehrenmals beruhen. (Genau genommen sind es insgesamt 144 Opfer.) Im Ersten Weltkrieg „blieben“ 63 Eisenbacher „im Krieg“ (nicht 61). Siehe dazu unseren Artikel „Ehrenmal und Gedenkbuch“ (LINK).
Sie wurden aus ihrem Alltag, dem Berufs- und Familienleben gerissen und hinterließen trauernde Familienangehörige. Das Alter für die reguläre Wehrpflicht im nationalsozialistischen Deutschen Reich betrug 18 bis 45 Jahre. In der Regel waren die Kämpfer der Fronttruppen zwischen 18 und 35 Jahre alt.
Im Hinblick auf 80 Jahre Kriegsende versuchten wir nun, etwas über das persönliche Schicksal einzelner Eisenbacher Kriegstoten aus beiden Weltkriegen herauszufinden und schriftlich festzuhalten. Wir bedanken uns für die Zuschriften sowie das Bereitstellen von Fotos und Unterlagen. Im Zuge weiterer Recherche konnten wir zu dem ein oder anderen Eisenbacher Soldaten etwas mehr zusammentragen.
Die Arbeit versteht sich auch für an zukünftige geschichtsinteressierte Generationen gerichtet. Die Opfer, die am Gründonnerstag 1945 in Eisenbach durch Beschuss ums Leben kamen, sind zwar auch auf dem Denkmal verewigt, wurden aber bewusst nicht im Rahmen dieses Projekts aufgenommen, da wir darüber bereits berichtet haben (LINK).
Über die Verbrechen zur Zeit des Nationalsozialismus, den Holocaust sowie die Wehrmacht soll an dieser Stelle nicht berichtet werden. Der Artikel soll weder die Kriegsgeneration freisprechen noch anklagen. Vielmehr geht es darum, anhand von ausgewählten Eisenbacher Kriegstoten dem geschichtsinteressierten Eisenbacher die Kurzbiografien näherzubringen, stellvertretend für alle Kriegstoten, damit nicht alle Schicksale in Vergessenheit geraten.
Die Feldpost war in beiden Weltkriegen die einzige Möglichkeit für den Soldaten, in Kontakt mit seiner Familie zu bleiben. Andersherum erhielten die Familien zu Hause mit diesem Kommunikationsmittel ein Lebenszeichen ihres Vaters, Bruders, Onkels oder Sohnes. Während des Ersten Weltkrieges sollen allein 30 Milliarden Feldpostbriefe, im Zweiten Weltkrieg bis zu 40 Milliarden Sendungen verschickt worden sein. Verbunden mit Namen und Dienstgrad des Soldaten sowie der fünfstelligen Feldpostnummer der jeweiligen Einheit erreichte der Brief aus der Heimat dann den Soldaten an der Front.
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Die Schlacht von Stalingrad
Mindestens fünf Eisenbacher sind in der Schlacht um Stalingrad, dem heutigen Wolgograd gefallen bzw. gelten als vermisst. Mindestens zwei weitere Eisenbacher sind in sowjetischer Kriegsgefangenschaft bei Lagern um Stalingrad (übersetzt: Stalinstadt) verstorben. Deshalb sei hier nur kurz etwas über die Schlacht von Stalingrad erläutert.
Mehr als 2.500 km Luftlinie sind es vom Eisenbacher Ehrenmal bis zum deutsch-russischen Soldatenfriedhof Rossoschka entfernt.
Im Jahr 1942 – im Zuge der deutschen Sommeroffensive bei Stalingrad – eroberte die deutsche Armee zunächst bis zu 90 Prozent der Stadt. Im November allerdings kesselte die sowjetische Armee die deutschen Streitkräfte von Nordwesten und Süden ein – eine zangenförmige Großoffensive begann. Bereits drei Tage später war die gesamte 6. Armee unter General Friedrich Paulus eingeschlossen. Im eisigen sowjetischen Winter und ohne ausreichende Nahrung harrten bis zu 300.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten aus. Eine Kapitulation war ausgeschlossen, hatte doch Adolf Hitler Stalingrad zum Symbol von deutschem Siegeswillen erklärt. Sie sollten bis zum „Heldentod“ weiterkämpfen. Etwa 150.000 deutsche Soldaten starben jedoch im Kessel aufgrund der Kämpfe, der Kälte oder des Hungers. Rund 91.000 Mann gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Die Schlacht von Stalingrad dauerte vom 23. August 1942 bis zum 2. Februar 1943.
Auf dem zentralen Friedhof der Stadt Limburg an der Lahn befindet sich die zentrale deutsche Gedenkstätte für die deutschen Stalingrad-Toten.
Quellen:
http://www.denkmalprojekt.org/2019/eisenbach_gde-selters_lk-limburg-weilburg_wk1_wk2_hs.html
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/schlacht-um-stalingrad-194243
Das NS-Regime nutzte die Feldpost zur Stärkung der Moral und des Kriegswillens. Hierfür wurden auch Richtlinien erlassen: Einzig positive Sendungen wurden unterstützt, durch eine stichprobenartige Zensur konnten die aus Sicht des NS-Regimes „negativen“ Inhalte herausgefiltert werden. Für viele Soldaten hieß das: lieber Selbstzensur – denn so war die Zustellung der Briefe gesichert.

Die Nachricht über den Tod des Familienangehörigen erreichte die Eisenbacher Familien schriftlich. Nach mündlicher Überlieferung stellte Maria Böcher, geb. Reichmann, die Post während des Zweiten Weltkrieges zu (daher ihr Spitzname Post-Maria) – somit auch die Todesmeldungen an Angehörige. Da diese Briefe in der Regel anders aussahen als normale Briefpost, war der Post-Maria klar, wann wieder eine Todesmeldung dabei war. So soll sie sich nach persönlicher Übergabe so schnell wie möglich davongemacht, die Schreie der Angehörigen aber oftmals noch hinter sich gehört haben.

Die Zahl von Todesbenachrichtigungen stieg gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, zwischen Juni 1944 und Mai 1945, an. Dies spiegelt auch die Verluste an Eisenbacher Soldaten wider, d.h. in den Jahren 1944 und 1945 war die Verlustzahl am höchsten. Sie stieg pro Kriegsjahr stetig an. Doch auch noch Jahre nach 1945 erhielten die Angehörigen Mitteilung, dass ihr Ehemann, Sohn, Vater, Onkel oder Bruder gefallen waren oder als vermisst galten.
Grundlage des Forschungsprojekts „Todesbenachrichtigungen“ des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. sind ca. 3.500 bundesweite Zuschriften, darunter Todesnachrichten, Feldpostbriefe, Wehrpässe. Militärische Vorgesetzte und Dienststellen sollen demnach meist ähnlich klingende Einleitungssätze („Ich habe die traurige Pflicht…“) verwendet und einen schnellen Tod des Soldaten angeführt haben. Dies sei, so der Volksbund, die „Mär vom schnellen Tod“: Fast nie gehe es um eine realistisch-drastische Darstellung des Sterbens. Zumeist sei von „Kopfschuss“ oder „Volltreffer“ die Rede, dem ein schneller, oft „schmerzloser“, Tod gefolgt sei.
Die Standesämter wurden separat durch die sog. Wehrmachtsauskunftsstelle für Kriegsverluste und Kriegsgefangene über den Tod eines Soldaten informiert.
Heinrich Hartmann (1894-1915)
Heinrich Hartmann wurde am 25. August 1894 in Eisenbach geboren. Zusammen mit Adam Gattinger besuchte er gleichzeitig die Schule, ging mit ihm zur ersten heiligen Kommunion. Zusammen kamen sie zum Militär bei einem Reserve-Jäger-Bataillon, heißt es in einem Artikel im „Hausfreund für den goldenen Grund“ vom 14. August 1915. Heinrich Hartmann gehörte zunächst dem Infanterie-Regiment 135, dann dem Reserve-Jäger-Bataillon 19 an (3. Kompanie).
Beide – Heinrich Hartmann und Adam Gattinger – fielen bei einem Sturmangriff am 5. Juli 1915 in Chruslanki, Russland. Beide wurden nur 20 Jahre alt und in einem gemeinsamen Grab beigelegt.
Die Gräber der beiden Eisenbacher befinden sich heute auf dem Soldatenfriedhof Chruślanki Józefowskie in der Nähe von Lublin, im heutigen Polen (damals das Territorium des Kaiserreichs Russland). Auf der Grabinschrift wurde nur der militärische Rang, die Einheit und das Sterbedatum vermerkt. Bei einer Umbettung wurden sie getrennt und separat beerdigt.
Auf einer Gedenktafel zum Ersten Weltkrieg des Turnvereins „Frisch auf“ Eisenbach wird ihrer erinnert.
Franz Falkenbach (1896-1915)
Franz Falkenbach wurde wahrscheinlich 1896 geboren. Ein Sterberegister für ihn ist nicht vorhanden.
Laut einem Zeitungsartikel im „Hausfreund für den goldenen Grund“ fiel er am 1. April 1915, gemäß dem Eisenbacher Gedenkbuch ist Franz am 11. April 1915 gefallen. Die Familie hatte insgesamt sechs Söhne, die an den verschiedenen Fronten im Ersten Weltkrieg standen. Eine Gedenktafel des Ehrenmals weist Adam, Franz und Georg Falkenbach als Brüder aus. Demnach konnte die Mutter nur drei ihrer Söhne wieder lebend in die Arme schließen.

Heinrich Gersbach (1887-1917)
Heinrich Gersbach wurde am 1. April 1887 geboren und arbeitete als Lehrer in Wiesbaden, an der Volksschule an der Kastellstraße. Im Ersten Weltkrieg diente er als Leutnant der Reserve, in der 5. Kompanie. In der Ausgabe Nr. 158 der Rheinischen Volkszeitung vom 10. Juli 1915 meldete er sich selbst zu Wort, dass er verwundet worden sei und sich in einem Reservelazarett aufhalte. Zwei Jahre später erschienen im Herbst 1917 Todesanzeigen im Nassauer Boten (16.10.1917), der Rheinischen Volkszeitung und im Wiesbadener Tagblatt (beide vom 25.10.1917). Heinrich Gersbach wurde 30 Jahre alt.

Josef Reichwein (1898-1940)
Josef Reichwein wurde am 19. Mai 1898 in Eisenbach geboren.
Der Unteroffizier verstarb am 15. Juni 1940 im Kriegslazarett in Sulzbach/Saar. Da Kriegslazarett im Sterberegister vermerkt wurde, ist er an den Folgen seiner Kriegsverletzungen gestorben, die er im Rahmen des Frankreichfeldzugs erlitten hat (besser bekannt als Westfeldzug, der vom 10.05. bis 25.06.1940 dauerte). Josef Reichwein ruht auf der Kriegsgräberstätte in Besch (Endgrablage: Reihe 2 Grab 138).
Josef Reif (1915-1941)
Josef Reif wurde am 10. Mai 1915 in Eisenbach geboren.
Den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht ist über Josef Reif Folgendes zu entnehmen:
- Kompanie Infanterie-Regiment 208 (1939 und 1940 gemeldet)
- Kompanie Infanterie-Regiment 501 (1940 gemeldet)
- Kompanie Infanterie-Regiment 501 (1940 und 1941 gemeldet)








Er fiel am 20. August 1941 in Staraja-Russa (heutiges Russland). „Sein Grab befindet sich noch an diesem Ort“, heißt es auf der Gräberkartei der Abteilung Personenauskünfte des Bundesarchivs in Berlin. Mit hoher Wahrscheinlichkeit befindet sich sein Grab allerdings nicht mehr dort, weil Starja-Russa im Laufe des Krieges durch Kämpfe schwer beschädigt und wieder aufgebaut wurde. Zudem wurden sämtliche Gräber deutscher Soldaten durch die Sowjets eingeebnet, wenn dies nicht bereits durch die Deutschen geschah, während des Krieges. Als Todesursache wurde Artillerie – Geschoss – Volltreffer angegeben. Dies lässt erahnen, dass der Leichnam Josef Reifs nicht mehr komplett intakt gewesen war. Sein letzter militärischer Rang war Feldwebel.


Clemens Erwe (1911-1942)
Clemens Erwe wurde am 28. September 1911 in Eisenbach geboren, er hatte drei Schwestern und drei Brüder. Nach dem Besuch der Volksschule in Eisenbach (1917-1925) und der Knabenschule in Camberg (1925-1927) erhielt er schließlich 1933 am Kaiser-Wilhelms-Gymnasium zu Montabaur das Zeugnis der Reife und begann mit dem Theologiestudium in Sankt Georgen (Frankfurt). Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brach er das Studium aufgrund einer Erkrankung ab.
Wann Clemens seine Einberufung zum Militär erhielt, konnte leider nicht ermittelt werden. Eine Anfrage bei dem Bundesarchiv Abteilung Personenbezogene Auskünfte (PA) mit Sitz in Berlin ergab immerhin die genaue Bezeichnung der Einheit, der Clemens im Jahr 1942 bis zuletzt angehörte: 12. Kompanie des 105. Infanterie-Regiment (der 72. Infanterie-Division). Erstmalig 1940 wurde gemeldet, dass Clemens Erwe einer Einheit angehörte und zwar der 3. Kompanie des Infanterie-Ersatz-Bataillon 80. Da diese Einheit auf seiner Erkennungsmarke eingestanzt wurde, impliziert, dass er in dieser Einheit auch seine Ausbildung erhielt. Noch im Jahr 1940 wurde er zum 105. Infanterieregiment versetzt, dort in zwei verschiedene Kompanien eingeteilt und schließlich – noch 1940 – der 12. Kompanie desselben Regiments zugeteilt.
Clemens war höchstwahrscheinlich einfacher Infanterist im Zeitraum von 1940 bis 1942, wo er somit durchgehend der Wehrmacht angehörig war und zuletzt den Rang eines Gefreiten innehatte.
Wahrscheinlich wurde er 1940 eingezogen, vielleicht auch schon 1939, spätestens aber im Februar 1940 (denn hier wurde der Jahrgang 1911 voll einberufen). Fakt ist, dass er im Oktober 1941 auf dem Boden der UdSSR stand und zwar konkret auf der Krim, wie seine Gräberkartei der Abteilung PA verrät.

Laut Sterberegister ist Clemens Erwe am 20. März 1942 im Alter von 30 Jahren, in Bachgrund, bei Korpech auf der Krim zum Übergang auf die Halbinsel Kertsch gefallen und hat seine letzte Ruhestätte in der Kriegsgräberstätte in Sewastopol – Gontscharnoje gefunden.
Franz Bäcker (1905-1942)
Franz Bäcker wurde am 2. Oktober 1905 in Eisenbach geboren. Der gelernte Stuckateur hatte den Dienstgrad Schütze inne.
Den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht ist über Franz Bäcker Folgendes zu entnehmen:
- Kompanie Infanterie-Ersatz-Bataillon 313 (1941 und 1942 gemeldet)
- Kompanie Infanterie-Regiment 212 (1942 gemeldet)
Das Infanterie-Regiment 212 war Teil der 79. Infanterie-Division der Wehrmacht.
Er fiel am 27. August 1942 in Werschny-Forminsky durch einen Kopfschuss. Am 29. September 1942 bedankten sich die Familienangehörigen in einer Zeitung für „die wohltuenden Beweise herzl. Teilnahme anläßlich des Heldentodes meines innigstgeliebten, unvergeßlichen Mannes, uns. Guten Sohnes und Bruders“. Ehefrau Anna Bäcker, geb. Dorn.
Ein Eintrag vom 15. April 2004 auf der Karteikarte zu Franz Bäcker besagt, dass sein Leichnam im August 2000 umgebettet wurde, von Werchne Fominski (Werschny-Forminsky) nach Rossoschka. Auf der Kriegsgräberstätte in Rossoschka (nahe Wolgograd), auf der über 60.000 deutsche Soldaten begraben sind, ruht Franz Bäcker bis heute – Endgrablage: Block 24, Reihe 18, Grab 714.

Alfons Jost (1919-1942)
Alfons Jost wurde am 1. Dezember 1919 in Eisenbach geboren. Sein Beruf war Musiker, er war ledig. Während des Zweiten Weltkriegs diente er als Obergefreiter im Grenadier-Regiment 208, das Teil der 79. Infanterie-Division der Wehrmacht war.
Den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht ist über Alfons Jost Folgendes zu entnehmen:
- Kompanie Infanterie-Ersatz-Bataillon 352 (1939 und 1940 gemeldet)
- Regiments-Stab Infanterie-Regiment 352 (1940 gemeldet)
- Stabs-Kompanie Infanterie-Regiment 352 (1942 gemeldet)
- Stab Infanterie-Ersatz-Regiment 246 (1942 gemeldet)
Die 79. Infanterie-Division wurde im August 1939 aufgestellt und nahm an verschiedenen Feldzügen teil, darunter der Westfeldzug 1940 und der Überfall auf die Sowjetunion 1941. Im Oktober 1942 wurde die Division nach Stalingrad verlegt, mit dem Auftrag, das metallurgische Werk „Roter Oktober“ zu erobern. In harten Kämpfen gelang es, den Großteil des Werkes zu besetzen und zu halten.
Am 19. November 1942 startete die Rote Armee die Operation „Uranus“ und kesselte die 6. Armee, zu der auch die 79. Infanterie-Division gehörte, in Stalingrad ein. Trotz verzweifelter Versuche, den Kessel zu sprengen, mussten die deutschen Truppen am 31. Januar 1943 kapitulieren. Die Division wurde dabei vollständig vernichtet.
Die Karteikarte zu Alfons Jost, die das Bundesarchiv vorliegen hat, umfasst eingegangene Meldungen während seiner Wehrmachtszeit. So werden verschiedene Lazarettaufenthalte festgehalten, unter anderem wegen Erfrierungen oder einem Mandelabszess, beispielsweise 1942 im Reservelazarett Ravensburg. Von allen Krankheiten genesen, wurde Alfons Jost Anfang November 1942 nach Stalingrad verbracht, kurz bevor die deutschen Truppen von der Roten Armee vollständig eingekesselt wurden.
Die letzte eigene Nachricht von Alfons Jost ist datiert auf den 23. Dezember 1942 aus Stalingrad. Seitdem gilt er als vermisst. Sein Vater, Anton Jost, geboren am 25. Juni 1896, stellte 1950 einen Suchantrag beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Trotz intensiver Bemühungen und Auswertungen, einschließlich der Befragung von Heimkehrern und der Durchsicht von Vermisstenbildlisten, konnte das Schicksal von Alfons Jost bis heute nicht geklärt werden. Durch Beschluss des Amtsgerichts Limburg an der Lahn wird er im Dezember 1970 für tot erklärt (rechtskräftig seit dem 02.04.1971). Der Todeszeitpunkt wird auf den 31. Dezember 1945, 24:00 Uhr, datiert.
Alfons Jost ist im Gedenkort des Soldatenfriedhofs Rossoschka bei Wolgograd verzeichnet. Sein Name ist auf Granitwürfel 37, Platte 4, eingraviert.

Josef Ries Senior (1896-1943)

Der gelernte Lackierer wurde am 5. Februar 1896 in Hadamar, bei Limburg an der Lahn geboren. Er heiratete Maria Stickel, zog nach Eisenbach und wohnte zuletzt in der Bergstraße. Das Paar hatte vier Söhne. Alle überlebten den Krieg. Von den vier Söhnen wurde lediglich einer zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, aufgrund des Jahrgangs (1925), und überlebte den Krieg.
Josef Ries war von 1939 bis wahrscheinlich 1940 Soldat in der Wehrmacht. Von 1942 bis 1943 gehörte er der Organisation Todt an und war Frontarbeiter. Zuletzt befand er sich im Raum Stalingrad und gilt seit dem 11.01.1943 als vermisst. Er wurde durch das Amtsgericht Limburg 1972 für tot erklärt. Der Todeszeitpunkt wurde auf dem 31.12.1945 festgelegt.
Josef Lehr (1913-1944)
Josef Lehr wurde am 13. August 1913 in Eisenbach geboren und gilt seit dem 10. Januar 1944 „im Osten“ als vermisst. Zuletzt eingesetzt war er im Panzer-Grenadier-Regiment 394, 2. Kompanie.
Eine Identifizierung wird wahrscheinlich niemals möglich sein, selbst wenn man seine sterblichen Überreste finden würde oder gar bereits gefunden hat. Das bedeutet: Er bleibt vermisst. Sein genaues Schicksal bleibt weiter ungeklärt und der Ort der Bestattung unbekannt.
Franz Schäfer (1907-1945)
Franz Schäfer wurde am 6. Oktober 1907 in Eisenbach geboren. Als Bergmann und Maurer arbeitete er in Essen, wo er auch seine Frau kennenlernte: Er war verheiratet mit Berta Schäfer, geborene Marienfeld, und hatte einen Sohn, Rudi. Sie wohnten in der Bachstraße 23. Die Eltern von Franz Schäfer, Heinrich und Katharina Schäfer (geborene Böcher), wohnten in der Bachstraße 9 und hatten sechs Kinder.
Den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht ist über Franz Schäfer Folgendes zu entnehmen:
- Kompanie Bau-Ersatz-Bataillon 6 (1941 gemeldet)
- Kompanie Bau-Bataillon 414 (1942 gemeldet)
Während des Zweiten Weltkrieges gehörte er der Heeres-Baupionier-Brigade 153 an. Er war Pionier-Gefreiter.
Seit dem 11. Januar 1945 gilt Franz als vermisst. In einem Brief vom 13. Januar 1949 an Franz‘ Familie schreibt sein Kamerad Willi aus Mannheim, dass er mit Franz zuletzt um den 16. Januar 1945 herum bei der Stadt Neu Sandez (im heutigen Polen) Kontakt gehabt habe. Er nimmt an, dass Franz in Gefangenschaft geraten sei.
„Werte Frau Schäfer!
Habe heute ihren Brief erhalten. Wie ich lese, haben sie noch nichts von Franz gehört. Ich kann ihnen auch nichts weiter schreiben als ich damals Frau Bremer erzählt habe. Wir sind beide am 14. oder 15. Januar 1945 zum Zahnarzt gefahren. Dann waren wir den selben Abend um 8 Uhr bei der Kompanie zurück. In der Nacht mussten wir uns zum Fronteinsatz fertig machen. Dann sind wir marschiert bis vor die Stadt Jaslo in Polen. Dort haben wir übernachtet, bis dahin war Franz beim Tross. Hier wurde Franz uns zugeteilt in die Kampftruppe. Den selben Abend sollten wir in Jaslo in Stellung gehen. Da die Stellung der Russe schon besetzt hatte, sind wir nach Neu Sandez marschiert.
Dort sind wir des Morgens um 8 Uhr eingesetzt worden. Nach dem Kampf haben wir uns im Walde gesammelt zum Abmarschieren. Dann kam wieder Befehl, wir mussten die selbe Stellung wieder besetzen. Da habe ich mit Franz noch gesprochen. Weil Franz im 3. Zug und ich im 1. Zug war, mussten wir uns trennen. Franz ging rechts und ich ging links den Berg herauf. Oben angekommen sahen wir, dass der Russe zum Teil die Stellung besetzt hatte, 10 Minuten später konnten wir beobachten, wie Russen deutsche Soldaten ins Dorf führten. Da muss wohl Franz mit beigewesen sein. Denn als wir uns sammelten, fehlte Franz und noch einige Kameraden, von denen mir der Name nicht bekannt ist. Nachdem wir beide uns trennten, ist kein Schuss gefallen. Also muss ich annehmen, dass Franz in Gefangenschaft geraten ist. […] Liebe Frau Schäfer, vielleicht ist ihr Mann noch irgendwo in einem Schweigelager. Sollten sie mal Nachricht bekommen, so würde es mich freuen, mich zu benachrichtigen. Also hoffen wir das Beste.
Es verbleibt mit vielen Grüßen
Willi Schnablisch“
[Schreibweise wurde zur besseren Lesbarkeit angepasst.]
Franz Schäfer starb im Zuge der sowjetischen Weichsel-Oder-Operation. Diese dauerte vom 12. Januar bis zum 2. Februar 1945. Nachforschungen des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes zufolge ist Franz allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen gefallen, die vom 15. Januar bis 15. März 1945 während des Rückzuges aus dem Raum Jaslo bis ostwärts von Mährisch Ostrau geführt wurden. Dem Angriff der zahlenmäßig überlegenden sowjetischen Truppen konnten die deutschen Kräfte nicht standhalten. Am 19. Januar 1945 fielen Krakau, einen Tag später auch Neu Sandez in die Hände der Sowjets. Für einige Soldaten, die in diesem Zeitraum fielen, konnten die Todesumstände geklärt werden. Viele weitere, darunter Franz, werden jedoch bis heute vermisst. Das könnte daran liegen, dass viele bei Häuser- und Straßenkämpfen den Tod fanden, ohne dass es überlebende Kameraden bemerken und bezeugen konnten. Das Feuer von Artillerie und Panzer traf auch Sanitätsfahrzeuge und Verbandsplätze.
Franz Schäfers Vater Heinrich ließ nichts unversucht: Im „Frankfurter Echo“ suchte er nach Nachrichten zu seinem Sohn.
Im November 1959 wird Franz Schäfer laut Beschluss des Amtsgerichts Camberg für tot erklärt. Der Todeszeitpunkt wird auf den 31. Dezember 1945, 24:00 Uhr, datiert.

Quellenangaben:
zu Adam Gattinger:
Gedenktafel des Turnvereins „Frisch auf“ Eisenbach, zur Erinnerung an unsere gefallenen Mitglieder im Weltkriege 1914-1918
Artikel im „Hausfreund für den goldenen Grund“ (Amtliches Organ der Stadt Camberg und des Königlichen Amtsgerichts), Nr. 96, 14.08.1915, https://hlbrm.digitale-sammlungen.hebis.de/zeitungen-hlbrm/periodical/zoom/3356480?query=Gattinger (letzter Zugriff: 09.06.2025)
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
Angaben aus den digitalisierten Verlust- und Vermisstenlisten des Ersten Weltkrieges: https://des.genealogy.net/search/show/1843986
Verlustliste: Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 19. http://www.denkmalprojekt.org/2009/vl_rjb_19_wk1_3Komp.htm
zu Heinrich Hartmann:
Gedenktafel des Turnvereins „Frisch auf“ Eisenbach, zur Erinnerung an unsere gefallenen Mitglieder im Weltkriege 1914-1918
Artikel im „Hausfreund für den goldenen Grund“ (Amtliches Organ der Stadt Camberg und des Königlichen Amtsgerichts), Nr. 96, 14.08.1915, https://hlbrm.digitale-sammlungen.hebis.de/zeitungen-hlbrm/periodical/zoom/3356480?query=Gattinger (letzter Zugriff: 09.06.2025)
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
Angaben aus den digitalisierten Verlust- und Vermisstenlisten des Ersten Weltkrieges:
https://des.genealogy.net/search/show/1329055
https://des.genealogy.net/search/show/1843987
Verlustliste: Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 19. http://www.denkmalprojekt.org/2009/vl_rjb_19_wk1_3Komp.htm
zu Franz Falkenbach:
Artikel im „Hausfreund für den goldenen Grund“ (Amtliches Organ der Stadt Camberg und des Königlichen Amtsgerichts), Nr. 51, 29.04.1915
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
zu Heinrich Gersbach:
Todesanzeigen im Nassauer Boten (16.10.1917), in der Rheinischen Volkszeitung und im Wiesbadener Tagblatt (beide 25.10.1917)
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
zu Josef Reichwein:
Standesamt Eisenbach Sterbenebenregister 1940 (HStAMR Best. 912 Nr. 1057)
zu Josef Reif:
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
Bundesarchiv: Zentrale Personenkartei der Deutschen Dienststelle (WASt), B 563-1 KARTEI/R-1274/148
zu Clemens Erwe:
Diözesanarchiv Limburg, Bestand BB/8, Nr. 311, Personalakte von Clemens Erwe. Einsichtnahme am 24.09.2024
Bundesarchiv Abteilung PA, Auskunft zu Clemens Erwe, 19.09.2024
Personenkartei, Einträge zu Clemens Erwe in den Erkennungsmarkenverzeichnissen und Veränderungsmeldungen der Wehrmacht. BArch, B 563-2 KARTEI/G-A 92/451
Karte zu Clemens Erwe aus der Kartei der Verlust und Grabmeldungen, BArch, B 563-1 KARTEI/E-599/242
Loni Hartmann: Erinnerungen, August 2024
Standesamt Eisenbach Sterbenebenregister 1942 (HStAMR Best. 912 Nr. 1059).
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
zu Franz Bäcker:
Zeitungsanzeige der Familienangehörigen, 29.09.1942
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
Bundesarchiv: Zentrale Personenkartei der Deutschen Dienststelle (WASt), B 563-1 KARTEI/B-2252/58
zu Alfons Jost:
Brief mit Gutachten Deutsches Rotes Kreuz, Suchdienst München, 25.04.2023
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
Bundesarchiv: Zentrale Personenkartei der Deutschen Dienststelle (WASt), B 563-1 KARTEI/J-8/612
zu Josef Ries:
Bundesarchiv: Zentrale Personenkartei der Deutschen Dienststelle (WASt), B 563-1 KARTEI/R-634/471
zu Josef Lehr:
Bundesarchiv: Zentrale Personenkartei der Deutschen Dienststelle (WASt), B 563-1 KARTEI/ L-361-221
zu Franz Schäfer:
Gutachten Deutsches Rotes Kreuz, Suchdienst München, 07.02.1977
Brief eines Kameraden an Familie Schäfer, 13.01.1949
Suchanzeige zu Franz Schäfer im Frankfurter Echo, 1950er Jahre
Gefallenen- und Vermisstenbuch Eisenbach
Bundesarchiv: Zentrale Personenkartei der Deutschen Dienststelle (WASt), B 563-1 KARTEI/S-179/343
Weitere Quellen:
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (2024): „Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen …“. Volksbund-Projekt „Todesbenachrichtigungen“. https://www.volksbund.de/nachrichten/ich-habe-die-traurige-pflicht-ihnen-mitzuteilen (letzter Zugriff: 13.05.2025).
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (2025): Feldpostbriefe: „Ein Lebenszeichen schreiben“. https://www.volksbund.de/en/nachrichten/feldpostbriefe-ein-lebenszeichen-schreiben (letzter Zugriff: 13.05.2025).
Haller Zeiträume: Feldpostbriefe. https://www.haller-zeitraeume.de/exponate/feldpostbriefe#:~:text=Allgemeines-,Die%20Deutsche%20Feldpost%20bef%C3%B6rderte%20im%20Zweiten%20Weltkrieg%20sch%C3%A4tzungsweise%2030%20bis,und%20einander%20nicht%20zu%20verlieren (letzter Zugriff: 14.05.2025).














