Der „Würzwisch“

Von Mechtild Kaiser

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Würzwisch

Am Fest Mariä Himmelfahrt (15. August) wird ein Kräuterstrauß mit in die Kirche genommen und dort gesegnet. Der „Würzwisch“ wird während des ganzen Jahres zuhause aufbewahrt und in jedem Jahr durch einen neuen ersetzt. Er besteht hauptsächlich aus Heilkräutern, aber auch aus anderen „nützlichen“ Pflanzen, die in keinem Haus­halt fehlen sollten, vor allem Getreide.  

Laut Wikipedia stellt die Kräuterweihe eine Symbolhandlung dar, in der die Kräfte der Natur mit Gottes Hilfe für den Menschen nutzbar gemacht werden.

Weiter heißt es dort, dass der Würzbüschel bzw. „Würzwisch“ nach altem Brauch mit einer dünnen Gerte vom Haselstrauch gebunden wird. Im Volksglauben dienten Würzbüschel zur Abwehr von Unheil aller Art wie beispielsweise Krankheit oder Unwetter. Zu diesem Zweck musste der Würzbüschel auf dem Dachboden aufgehängt, im Herd verbrannt oder dem Viehfutter beigemischt werden.

Nach alter Überlieferung besteht der „Würzwisch“ in Eisenbach aus folgenden Pflanzen:  

Eisenbacher Bezeichnung 

Hochdeutsch 

Lateinischer Begriff 

Wirkung 

Gäscht 

Gerste 

Hordeum L. 

 

Korn 

Roggen 

Secale L. 

 

Hoffer 

Hafer 

Avena sativa L. 

wirkt beruhigend und stärkend bei Erschöpfungszuständen 

Waas 

Weizen 

Triticum L. 

bei juckenden Flechten und Wundsein 

Bloutsknepp 

Großer Wiesenknopf 

Sanguisorba officinalis L. 

gegen Blutungen, Durchfälle, wirkt galletreibend 

Stolzer Hennersch 

Kleinblütiges Weidenröschen 

Epilobium parvi­florum SCHRB. 

bei Blasen-, Nieren-, Prostataerkrankungen 

Dunnerkräutche 

Augentrost 

Euphrasia L. 

bei schwachen, eitern­den, entzündeten Augen, Brust- und Magenkatarrh 

Rude Hommelschwänz 

Gemeiner Blutweiderich 

Lythrum salica­ria L. 

wirkt blutstillend bei inneren und äußeren Blutungen, gegen Durchfall 

Gäle Hommelscbwänz 

Königskerze 

Verbascum thapsus L. 

Wollblume, bei Husten, Asthma, Grippe (schweißtreibend) 

Gäl Raforn

Rainfarn 

Chrysanthemum vulgare L., BERNH. 

Wucherblume, bei Verdauungsbeschwerden, Stoffwechselstörungen, gegen Darmparasiten, vertreibt Insekten 

Weiß Raforn

Sumpf-Schafgarbe 

Achillea ptarmica L. 

 

Weiße Ästcher 

Gemeine Schafgarbe 

Achillea millefolium L. 

Garbenkraut, wirkt beruhigend und stärkend, besonders bei nervö­sen und krampfartigen Magen-, Milz-, Leber- und Darmbeschwerden 

Rude Ästcher 

Gemeiner Dost 

Origanum vulgare L 

Frauendost, Wohlgemut, Wilder Majoran, bei Husten, Stockschnupfen, Verdau­ungsstörungen, Frauenschmerz 

Wolle Bläumcher 

Feldthymian 

Thymus serpyllum L. 

Feldküm­mel, Wilder Thymian, Quendel, Marienbettstroh, bei Krampf-, Keuchhusten, Lungeninfektion,Frauenleiden, wirkt beruhigend, schmerzstillend, herz- und magenstärkend 

Wermet 

Wermuth 

Artemisia absinthium L. 

Leber-, Magen-, Nervenmittel, Wurmmittel, Mottenkraut 

Beißfeß 

Gemeiner Beifuß 

Artemisia vulgaris L. 

Fliegenkraut, Gänsekraut, gegen hysterische und epileptische Krampfanfälle, bei allen Frauenleiden 

Fli-Fla-Flosje 

Gemeines Leinkraut 

Linaria vulgaris MILL. 

Lö­wenmäulchen, Frauenflachs, zur Wundheilung, Hautpflege, als In­sektenmittel 

Usterluzei 

Osterluzei 

Aristolochia clematitis L. 

bei Nagelbett­entzündungen, Eiterungen 

Schuckelcher un Strimpercher 

Gemeiner Hornklee 

Lotus cornicu­latus L. 

zur Insektenvertreibung Lotus cornicu­latus L. 

Herrgottsblout 

Jakobs-Greiskraut 

Senecio jacobaea L. 

Hartheu, Hexenkraut, als Wundöl wirkt es schmerzlindernd, entzün­dungshemmend und heilend, bei Narbenschmerzen, Schwellungen (auch Mumps), bei Schmerzen durch Stoß, Fall, bei nervösen Be­schwerden und Nervenverletzungen, Depressionen, Gicht, Rheuma, wirkt als Tee schleimlösend, blutstillend, regt die Leber an 

Kamm 

Wilde Karde 

Dipsacus sylvester HUDS. 

die getrockneten Blütenköpfe wurden früher zum Rauhen von Wolltuchen verwendet. 

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