Biese Oram: „Du heiratest nach Erbach!“

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Adam Bös, auf eisenbacherisch: Biese Oram, war ein energischer Mann. Er war, wie mein Großvater Heinrich auch, Gastwirt, Bäcker und Ackersmann, wie es damals hieß. Seine Energie bekamen vor allem seine Kinder zu spüren. Nicht das diese besonderen Aufmunterungen bedurft hätten.

Die besondere Energie ihres Vaters bekamen sie besonders dann zu spüren, wenn sie ins heiratsfähige Alter kamen.

Dann rüstete sich Biese Oram für einen Fußmarsch über Land, wie es damals hieß. Dann erforschte er den Goldenen Grund nach passenden Heiratskandidaten oder -Kandidatinnen. War er fündig geworden, erfuhren es seine Kinder beim Abendbrot.  Nach dem Tischgebet deutete er, vielleicht auf seinen Sohn und sagte: „Du heiratest nach Erbach!“

Dieser, als Befehl vorgebrachter Tatsachenentscheid, war unanfechtbar. Der Betreffende konnte sich von Stunde an als Verlobter betrachten. Seine Braut lernte er dann Wochen später kennen, wenn Verlobung gefeiert wurde. Es ist kein Fall bekannt geworden, dass eines seiner Kinder aufgemuckt hätte.

In seiner Gastwirtschaft ging er mit seinen Gästen ähnlich um. Wenn einige junge Burschen während der Sonntagsmittagsandacht ihre Zeit lieber in der Gastwirtschaft verbringen wollten, mussten sie hierfür schon einige Groschen opfern. Mit gezogener Mütze stand dann der Biese Oram an der Gasthaustür:

„Kummt eren, ihr Borsch, kummt eren, ihr Borsch!“

„Was wollt ihr daa, ihr Borsch?“

„Mir hun kaa Geld dobei, Vetter Oram.“

Worauf der Oram, mit dem Zeigefinger nach draußen zeigend, den unerbittlichen Befehl: „Heraus ihr Buwe, heraus ihr Buwe!“

Man beachte die schnelle Degradierung von Burschen zu Buben!

Aufgezeichnet von Edmund und Heinz Hartmann

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